Geschichte und Bedeutung der Burg Marquartstein

Die Geschichte der Burg Marquartstein reicht bis in 11. Jahrhundert zurück.

Die Geschichte der Burg Marquartstein reicht bis in 11. Jahrhundert zurück. Sie wurde um 1075 vom Grafen Marquart aus dem Chiem­gauer Geschlecht der Sighardinger erbaut. Über das Leben Marquarts ist wenig bekannt, es sind vor allem wohl Legenden, die überliefert sind. Seine Gattin Adelheid war maßgebend an der Klostergründung von Baumburg (1109) beteiligt, wo sie auch begaben liegt.

Nach dem Tod Adelheids fiel Mar­quart­stein an ihre Toch­ter aus zweiter Ehe, Utta von Pütten († 1141), die wie­de­rum den Grafen Engelbert II. von Krai­burg-Ortenburg (†1141) heirate­te. Damit ging das Chiemgauer bzw. Marquartsteiner Er­be an das Ge­schlecht der Ortenbur­ger über. Ein Sohn Engelberts und Uttas erhielt die Herrschaft Marquartstein und erwarb zusätzlich durch Heirat mit der Tochter des Grafen Berengar von Sulzbach, Mathilde, weitere Güter im Grassauer Tal. In der nächsten Generation vererbte sich all sein Besitz an den Sohn seines Bruders namens Rapoto II. von Ortenburg (1164– 1231)

Rapoto war mit einer Tochter des Bayernherzogs Otto I. verheiratet und vererbte Marquartstein 1231 weiter an seinen Sohn Rapoto III. († 1248), dessen Ehe ohne männliche Nachkommen blieb. Die Tochter Elisabeth vermählte sich mit dem Grafen Hermann Wart von Wertenberg († um 1271) und brachte ihm so unter anderem die Herrschaft Marquartstein zu. Hermann verkaufte die Güter im Jahr 1259 für 11.000 Mark Silber an Herzog Heinrich von Niederbayern (1253–1290).

Dieser Kauf stand im Zusammenhang mit einer großen Verwaltungsreform in ganz Bayern, als die bayerischen Herzöge begannen, Landgerichte als Verwaltungszentren einzurichten. Der Sitz des Landgerichts Marquartstein, das die Gebiete links und rechts der Ache, einschließlich Bergen und einem Teil Siegsdorfs sowie Reit im Winkl umfasste, wurde die Burg Marquartstein. Ein Landrichter, namens Ulrich Perger, wird erstmals 1287 erwähnt.

Die Landgerichte wurden nominell von je einem Richter, einem Pfleger und einem Kastner geführt. Da aber die Pfleger in dieser Konstellation als Zuständige für Militär, Polizei und Verwaltung die weitaus meisten Machtbefugnisse unter sich vereinigen konnten, übernahmen sie im 16. Jahrhundert auch noch die Rechtsprechung und Notariatsgeschäfte und wurden alleinige Herrscher der Gerichte. Hierher kommt auch die künftige Bezeichnung eines Pflegrichters oder kurz Pflegers von Marquartstein.
Aus der mehrhundertjährigen Geschichte des Marquartsteiner Pfleggerichts sind erstaunlich wenige Quellen überliefert,  die Licht auf die politischen Verhältnisse im Achental werfen könnten. Ein Hauptgrund hierfür könnte darin liegen, dass ein großer Teil der Akten im Pfleggericht nach dessen Auflösung als Altpapier verkauft worden sein soll.
Das Landgericht Marquartstein wurde 1799 aufgelöst und 1803 in das größere Gericht Traunstein integriert. Die Burg wurde zunächst als Dienststelle des König-lichen Forst- und Salinenamts genutzt, bereits 1808 aber erfolgte dessen Verlegung nach Traunstein. Anschließend verfiel die Burg. Sie wurde im Jahre 1822 zur Ruine erklärt.
1857 erwarben Cajetan von Tautphoeus, ein hoher bayerischer Regierungsbeamter im Umkreis des Königs, und seine Frau Jemima, eine irische Schriftstellerin, die Burg Marquartstein und sanierten diese zu Wohnzwecken. Cajetan verstarb 1885, seine Frau Jemima 1893. Beide liegen auf dem Unterwössener Friedhof begraben. Die Bedeutung der Familie Tautphoeus für die Geschichte Marquartsteins ist nicht hoch genug einzuschätzen, wenn man bedenkt, dass die Burg heute die einzige erhaltene und bewohnbare Burg im Achental von ursprünglich mindestens sechs Burgen, ist.
Da der Sohn Cajetans und Jemimas Rudolf, der eine italienische Adelige geheiratet hatte, früh verstarb, gelangte das Erbe in italienische Hände. Ab den 20er Jahren wurde die Burg dann vermietet, von 1928 bis 1958 an Hermann Harless, den Begründer des Marquartsteiner Landschulheims.
Ab 1959 erlebte die Burg durch mehrfachen Besitzerwechsel unterschiedliche Nutzungen, seit 1988 ist sie im Besitz des Kunsthändlers Konrad Bernheimer aus München. Im Mai 2015 kündigte Herr Bernheimer an, die Burg verkaufen zu wollen. (Text und Bilder: Dr. Hans Grabmüller)
Bilder von einem der begehrten Konzerte im historischen Burghof: Teacher’s Groove der Musikschule Grassau im Jahr